Winter-UniversitätskonzertAntonin Dvořák "Die Geisterbraut"
16. Dezember 2014, von Nikola Mehlhorn

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Schwärzeste Horror-Romantik in der Laeiszhalle: Am 1. Februar 2015 laden Sinfonieorchester und Chöre der Universität Hamburg zum Universitätskonzert mit Antonin Dvoráks mythischem Oratorium "Die Geisterbraut" ein.
1. Februar 2015 - 20:00 Uhr - Laeiszhalle Hamburg
Antonin Dvořák: Die Geisterbraut op. 69
Fabian Russ (Arrangement Tim Jäkel): Wälder unter Blau, Stücke für Sinfonieorchester und Chor
Oratorium Geisterbraut: Schwärzeste Horror-Romantik in der Laeiszhalle
Antonín Dvořáks oratorische, fast opernhafte Chorballade Die Geisterbraut entstand nach der Sage „Svatební košile“ (wörtlich: Die Brauthemden) aus der Sammlung „Kytice z povestí národních“ (Blumenstrauß aus Volkssagen) des tschechischen Dichters Karel Jaromír Erben (1811–1870). Dvořák komponierte das Werk 1884 im Auftrag des „Birmingham Musical Festival 1885“, brachte es aber bereits zuvor im März 1885 in Pilsen zur Uraufführung. Das heute selten gespielte, packende Oratorium fand – wie zeitgenössische Rezensionen belegen – sowohl in Dvořáks Heimat als auch in England begeisterte Aufnahme.
Die Geisterbraut ist letztendlich die Vertonung eines in ganz Europa verbreiteten Schauermärchenstoffes, den in Deutschland auch Gottfried August Bürger in seiner Lenore 1773 verarbeitete. Er handelt von einem verwaisten Mädchen, das jahrelang auf den verschollenen Geliebten wartet, bis er es schließlich als Höllenbräutigam mit nächtlichem Ritt zum Friedhof zwingt. Sie reiten vorbei an modrigen Sümpfen, umgeben von Irrlichtern und dem Heulen wilder Tiere. Durch Dvořáks grandiose Partitur geistern der Erlkönig, der Waldschlucht-Kaspar, der Fliegende Holländer sowie Faust und Mephisto bei ihrem Höllenritt. Die Gespensterballade besteht aus einem Tumult der Gefühle zwischen Sehnsucht, Hoffnung, Verzweiflung, Grauen - und am Ende Erleichterung.
Während Sinfonieorchester und die Chöre der Universität unter Dirigent Thomas Posth auditiv die Ereignisse vorantreiben, visualisiert Künstlerin Anne Löper das Oratorium in Sandbildern. Die Geisterbraut wird mit deutschem Text aufgeführt, damit das Publikum - ohne Blick auf eine Übersetzung – dem musikalischen Geschehen und der Performance der Sandkünstlerin unmittelbar folgen kann. Anne Löper (www.gesandet.de) studierte Illustration und ist seit 2002 als freischaffende Künstlerin tätig. Als musikalisch-performative Werke sind Augenmusik und should-could zu nennen.
Nach dem Konzert laden Chöre und Orchester zu einem "after-show"-Teil. Die eigens für diesen Anlass von Fabian Russ komponierten und von Tim Jäkel arrangierten Stücke kombinieren elektronische Effekte, filmmusikalische Elemente sowie die unterschiedlichsten Stilmittel von Pop bis zu volksliedhaften Melodien, und entfalten so eine stimmungsvolle Klanglandschaft. Ein farbiger Kontrast zum schwarzen Grauen der Geisterbraut.